Mein Tag 18.8.2017

Zwei große „Aufreger“ am heutigen Tag haben ein Thema gemeinsam: Ehre. Der türkische und der us-amerikanische Präsident bedienen sich dieses Motivs. Das ist nicht wirklich überraschend, denn die Türkei ist ein bekanntes Beispiel einer „Kultur der Ehre“, und in den USA ist es vor allem der Süden, der diese pflegt – und traditionell republikanisch wählt.

Während die interkulturelle Forschung lange die Unterscheidung von Individualismus und Kollektivismus analysiert hat, wurde diese „dritte“ Dimension lange Zeit kaum beachtet. Der Umgang mit Beleidigungen unterscheidet sich in diesen drei Kulturen. Vor allem in Kulturen der Ehre sind sie inakzeptabel, sie verlangen nach sofortiger Reaktion, und zwar durch den Beleidigten selbst. Ehre muss anerkannt werden, ansonsten geht sie verloren. Und: andere zu beleidigen hilft dabei, seinen eigenen Status besonders hervorzuheben.

Die Auseinandersetzung mit terroristischen Anschlägen, ihre Ursachen, aber auch Reaktionen darauf, könnten von einem besseren Verständnis dafür, was „Ehre“ an Konsequenzen für Erleben und Verhalten hat, gewinnen. Eine einflussreiche psychologische Erklärung für terroristische Aktionen fokussiert als ein Auslöser ein bedrohtes oder gar verlorenes Ehrgefühl, keinen Respekt zu erleben, sich bedeutungslos zu erleben. (Hinzu kommen eine gewaltrechtfertigende Ideologie und das Gefühl, Teil von etwas „Größerem“ zu sein.) Und  Männer, die Aussagen zustimmen wie „ein rechter Kerl läßt sich nicht herumschubsen“ oder „wer beleidigt wird, hat das Recht, sich mit allen Mitteln zu wehren“, neigten bereits laut einer Studie aus 2012 dazu, Terroristen besonders hart bestrafen und Foltermethoden besonders „flexibel“ einsetzen zu wollen.

 

(Hier bloggt der Prof., zu aktuellen und anderen Ergebnissen und Ereignissen.)

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg